Er stuft die Parties überwiegend als „Nachholbedarf“ von vielen, vornehmlich jungen Leuten ein, die endlich wieder feiern wollten. Diesing: „Das wird sich normalisieren.“ Sein Unternehmen sorge für Ruhe, zumindest bei Törns mit hinzu gebuchtem Personal: „Wenn ein Skipper von uns mitfährt, passt der schon auf, den nervt der Lärm ja auch.“
Zu den Grundregeln gehöre, nicht permanent an einem Ort auf dem See zu verweilen und spätestens ab 20 Uhr im Hafen zu sein. „Wir haben auch nur kleine Soundboxen vom Typ JBL5 an Bord.“ Diese Geräte haben eine Leistung von maximal 250 Watt.
Bei Bare-Boat-Charter habe sein Unternehmen aber keine Kontrolle darüber, was die Menschen mit an Bord nehmen und wo sie es aufdrehen. Dann kann Diesing nur die Beschwerden entgegennehmen und an die Bootseigner weitergeben. Der 42jährige lebt nahe der Havel und glaubt, beide Seiten zu kennen: „Natürlich nervt mich auch manchmal Lärm, aber das geht doch vorüber.“
Feiern auf dem Wasser als Konzept
„Die haben das Feiern auf dem Wasser zu ihrem Konzept gemacht.“ Den Eindruck gewann IGeL-Gründerin Kristjane Martis kürzlich bei einem Ausflug in die Kleinstadt Brandenburg. Auf den Havelarmen rund um die Stadt habe sie diverse, sehr laute Lärmquellen wahrgenommen. „Das war einfach nur Halli-Galli.“
Der Spaßfaktor werde ganz offensichtlich auch dazu genutzt, um im Tourismus Werbung zu machen. Hier will IGeL mäßigend auf den Berliner Senat einwirken. Das Wassertourismus-Konzept der Hauptstadt bewerbe die Partyflöße als typische Attraktion. Da will IGel mitreden.

Einige Mitstreiter hat Kristjane Martis bereits gewonnen. Ihr nächstes Ziel: mehr Bekanntheit gewinnen und Kontakt zur Politik knüpfen. „Es sind ja nicht nur die Partyflöße, sondern auch Speedboote, die Lärm verbreiten.“ Die Eigner würden den Tank mit mehreren hundert Litern Sprit füllen, vermutet sie, und dann denken, für sie gelten keine Regeln. „Die lachen nur über die Strafen, die ihnen drohen.“ 250 bis 1.200 Euro Bußgeld wird bei Tempoverstößen erhoben. Aber oft sei es nicht einmal möglich, die Verursacher zu identifizieren, glaubt die Initiatorin.
„Auch der Umweltgefährdungsaspekt durch Zerstörung der Böschungen infolge von Wellenschlag findet bei der juristischen Einordnung ungenügende Berücksichtigung.“ Martis hat nicht allein die Ruhe liebenden Wassersportler und Anwohner im Blick: „Es geht auch um den Schutz einer halbwegs intakten Naturlandschaft mit ihrer Fauna und Flora.“ Der Partylärm rund um die Uhr sei zudem eine Belastung für die Tierwelt.
Rechts-Tipps auf eigener Website
Im Frühjahr hat IGeL bereits 108 Vereine an beiden Ufern der Unterhavel angeschrieben und für seine Sache geworben. Ende des Jahres will die Initiative eine eigene Website freischalten. Dort werden rechtliche Grundlagen und Hilfestellung zu Beschwerden abrufbar sein, eine Möglichkeit zum Uploaden von Vorlagen und natürlich einer weiteren Vernetzung.
Dann, hofft Martis, werden noch mehr Menschen auf sie aufmerksam. „Wir müssen uns Gehör verschaffen, auf die Durchsetzung bestehender Gesetze und Verordnungen dringen und uns für zusätzliche gesetzliche Regelungen einsetzen.“ In den Berliner Online-Foren ist Lärm auf Wannsee und Havel bisher kein Thema.
2 Kommentare
Herr Diesing, „nur“ 250 Watt !?!! Und das auf dem Wasser ?!??
Schall wird durch das Wasser um ein Mehrfaches verstärkt. Tiefe Töne/Bässe werden weitergetragen als hohe Töne.
Über dem Wasser kann sich der Schall weitgehend ungehindert ausbreiten.
Lärmbelästigung auf dem Wasser betrifft daher eine deutlich größere Fläche als an Land.
Die Kehrseite vom Spaß einiger Feiernder am und auf dem Wasser ist also: Gaaaanz viele andere werden genötigt „mitzufeiern“ – weit übers Wasser hinweg, tief ins Land hinein.
Kristjane Martis
IGeL Initiative Gewässer-Lärmschutz
Prima Artikel, danke Herr Wildberg!
Ein paar genannte Aussagen, speziell die jenes „Achim Diesing“, erscheinen mir jedoch „etwas“ zweifelhaft – siehe hier: https://seglerblog.stössenseer.de/wie-viel-party-vertraegt-der-see/
MfG