„Wenn es dreimal stattfindet, dann ist es eine Tradition“, sagte Daniel Barkowski von der Messe Berlin vor gut einem Jahr im ? float Originals Podcast fast keck, als klar war, dass der junge Inwater-Ableger der Boot & Fun Berlin auch im Corona-Jahr stattfindet. Inzwischen sind es schon vier Jahre, die er als Projektleiter der Boot & Fun für zwei Messen verantwortlich ist.
Mit rund 150 an Land und an den Stegen ausgestellten Booten ist die „kleine“ Boot & Fun Inwater, die in Werder nahe Berlin am letzten August-Wochenende stattfand, die größte Inwater-Messe 2021 in Deutschland. Weder das Hamburg Yachting Festival in Neustadt in Holstein noch den üblicherweise für Testfahrten reservierten Messehafen der Interboot in Friedrichshafen gibt es in diesem Jahr.
Damit rückt die Schau in der Marina Havelauen weiter in den Fokus der europäischen Messeplaner. Neue Schwerpunkte wie Hausboote und elektrisches Bootfahren zeigen, dass die Messecrew offen ist für Zukunftsthemen.
Wachstum um mehr als 30 Prozent
Mit rund 150 Booten – nach der Zählung durch den Autor vor Ort – waren rund ein Drittel mehr Schiffe als im Vorjahr zu sehen. Das entspricht einem Zuwachs von mehr als 30 Prozent gegenüber 2020.
Ein Hauptteil der ausgestellten Motorboote entfiel auf Sportboote und Familiencruiser von sechs bis 14 Metern Länge. Alle in Deutschland wesentlichen Marken waren bei der Bootsmesse unter freiem Himmel durch Vertragshändler vertreten.
Die präsentierte Vielfalt bei den aktuellen Bootsmodellen überraschte, als viele Aussteller im Vorfeld der Boot & Fun berichteten, wegen des aktuellen Bootsbooms und der anhaltenden Lieferverzögerungen der Werften deutlich weniger Boote verfügbar zu haben.
Publikum wandelt sich
Auch die Zahl der Besucherinnen und Besucher legte merklich zu. Bei freiem Eintritt waren trotz des wechselhaften Wetters sehr viel mehr Interessenten vor Ort als in den Vorjahren. Im Vorfeld des Events hatte der Veranstalter, die Messe Berlin, ein Hygiene- und Sicherheitskonzept in Zusammenarbeit mit den örtlichen Behörden erarbeitet.

Auffällig war, dass nicht nur das Publikum zunehmend weniger regional geprägt ist. Branchenvertreter, die sich sonst eher in Cannes oder auf der boot Düsseldorf sehen, nutzten den Sommertermin in Werder. Regionale Vertreter aus Politik und Wirtschaft betonten die Bedeutung der Bootsmesse für die in Ostdeutschland wichtige Tourismusbranche.
Von float befragte Aussteller berichteten von sehr guten Verkäufen schon am ersten Messetag. „Großes fachliches Interesse und konkrete Kaufabsichten trafen bei einem großen Teil der Besucher zusammen“, hieß es von der Messe nach den Ende der Veranstaltung.
Erstmals Premieren
Erstmals war die Boot & Fun Inwater auch eine Premierenschau. Die Karnic CS 700 HT aus Zypern wurde zum ersten Mal überhaupt öffentlich präsentiert. Weltpremiere #2 ist der österreichische Elektro-Daycruiser Marian M 800 Spyder.
Auch bei den konventionell motorisierten Booten gab es zahlreiche Neuheiten und Premieren. Darunter waren als Deutschlandpremiere die Alu-Sloepen von VanVossen, aus Frankreich die aktuellsten Modelle von Prestige, Jeanneau und Beneteau, dazu zahlreiche junge Marken. Auffällig war die starke Präsenz von Angel- und Alubooten. Während Finval aufs Fischen setzt, geht bei SeaMachine der Weg zum Familien-Aluboot. (? Aluboote neu gedacht)

Fürs Electric Boating war die Schau in Werder mit einem halben Dutzend Neuvorstellungen der Ort der Wahl. Zum ersten Mal in Deutschland ausgestellt wurde die Alfastreet 28 Cabin. Zwei weitere elektrische Deutschlandpremieren kamen aus Österreich. Von Frauscher (? Kommt Zeit, kommt TimeSquare) lag der außergewöhnlich elegante Elektro-Katamaran TimeSquare 20 am Steg, ebenso die zweite Generation des Tagesboots Alassio 650.
Fokus aufs Elektrische
Auch die Entwickler von elektrischen Antriebssystemen und Motoren waren vor Ort. Fischer Panda und Kräutler stellten ihre Konzepte fürs elektrische Fahren und Energiemanagement auf dem Wasser vor. Das Münchner Startup Molabo, spezialisiert auf einfach handhabbare Niedervoltmotoren, war mit zwei Booten vertreten. Besonders interessant war der 50 kW starke Innenborder.

Auch bei Watertoys setzt die Boot & Fun Inwater ausschließlich auf elektrisch angetriebene Produkte wie foilende Fliteboards und motorisierte Surfboards. Als Deutschlandpremiere auf dem Wasser zu sehen war der Jet-Ski Electrojet GT 95 des ungarischen Anbieters Narke.
Günstig gelegen
Einen weiteren Schwerpunkt der Schau bildeten Hausboote, die in der Seenregion im Osten Deutschlands als Charterschiffe beliebt sind. Zunehmend entwickelt sich hier auch ein Markt für private Eigner der als Sportboote zugelassenen Wasserfahrzeuge.

Viele Dienstleister präsentierten sich entlang der Promenade vor den Bootsstegen, darunter Hausboot-Werften mit Bootsmodellen, Refit-Bootsbaubetriebe, App-Entwickler, Versicherer und Elektromotoren-Bauer.
Günstig für den Erfolg der Boot & Fun Inwater wirkte sich nicht nur die geografische Lage der Messe inmitten des größten europäischen Binnenwassersportreviers und nahe der Millionenstadt Berlin aus.
Auch der Veranstaltungsort selbst, eine moderne Fünfsternemarina direkt am See, mit der erst vor wenigen Jahren im mediterranen Stil gebauten Promenade, trugen zum Publikumserfolg der erst 2018 etablierten Boot & Fun Inwater bei.
Gute Perspektive für Hallenschau im November
„Unser Konzept ‚Schauen, Testen, Kaufen‘ ging voll auf“, sagte Projektleiter Daniel Barkowski nach der Schau. Die Boot & Fun Inwater habe sich „als Kick-Off-Veranstaltung für die Hallenmesse absolut bewährt“, so Barkowski. Die 2020 wegen der Pandemie-Regeln ausgesetzte Boot & Fun Berlin soll dieses Jahr wieder regulär im Herbst stattfinden.

„Wir freuen uns darauf, vom 11. bis 14. November 2021 erneut Gastgeber zu sein und Aussteller und Besucher dann auf dem Berliner Messegelände zu begrüßen.“ Der Termin liegt, auch um internationalen Gästen aus der Bootsbranche die Terminplanung einfach zu machen, eine Woche vor der METS Amsterdam.