In weniger als einem Monat öffnet die Boot & Fun Berlin zum 16. Mal ihre Tore: Mit mehr Hallen, mehr Booten und mehr Flair. Wird sie künftig die Hanseboot ersetzen, die am Wochenende zum letzten Mal in Hamburg stattfinden wird? Kerstin Zillmer sprach mit dem Projektleiter Daniel Barkowski über die veränderte Messelandschaft und die Wachstumsstrategie der Boot & Fun Berlin.
float: Daniel Barkowski, was bedeutet das Ende der Hanseboot für die Berliner Boot & Fun?
Daniel Barkowski: Berlin wird jetzt sozusagen die „Nord-Ost-Messe“ werden. Schließlich ist Berlin küstennah: In zweieinhalb Stunden ist man in Warnemünde. Die Boot & Fun hat dieses Jahr bereits als Partner und Sponsor an der Warnemünder Woche teilgenommen.
Für die skandinavischen Länder werden wir jetzt noch mal interessanter. Wir werden neue Kooperationen mit Herstellern und Verbänden schließen können und so stärker und schneller wachsen. Außerdem bekommt unsere Wassersportregion Berlin-Brandenburg eine höhere Aufmerksamkeit.

Die Zahlen der Boot & Fun Berlin steigen, statt zu fallen. Was macht die Berliner Messe besser?
Messen sind ein Seismograph des Markts und der Branche. Wir schauen uns den Markt sehr genau an, sind intensiv im Gespräch mit unseren Ausstellern und integrieren neue Trends in unser Ausstellungskonzept. Wir wollen damit neue Zielgruppen erschließen und auch die erreichen, die vielleicht bisher gar nicht darüber nachgedacht haben, sich ein Boot zu kaufen. Und die dann auf unserer Messe erleben, dass Boote nichts Elitäres, sondern für alle erschwinglich sind.
Wir erweitern unser Ausstellungsspektrum durch Produkte, die ergänzend zum Markt passen, wie zum Beispiel Hausboote. Deren Zielgruppe kauft sich in Zukunft vielleicht ein SUP-Board, ein kleines Boot mit Außenbordmotor oder chartert auch mal ein größeres Boot. Wir wollen das gesamte Spektrum abdecken.
Außerdem eröffnen wir dieses Jahr eine Angelboothalle, die AngelBoot Berlin. Wir haben durch die parallel stattfindende AngelWelt einen neuen Markt entwickelt. Diese Gäste wollen sich über einen ganz spezifischen Bootstyp, nämlich Angelboote informieren. Also konzentrieren wir 60 Boote diesen Typs in einer Halle, damit die interessierten Besucher sich gut zurechtfinden.

Was ist noch besonders an der Boot & Fun Berlin?
Wir wollen eine Erlebnismesse sein. Das beginnt mit dem Event „Gala der Boote“ – mit toller Atmosphäre und Superstimmung. Das finden die Aussteller und die Besucher klasse, und wir erreichen ein größeres Publikum.
Wir wollen nicht nur Produkte präsentieren, sondern sie auch erlebbar machen. So haben wir unsere Wasserbecken um ein neues Stand-Up-Paddling-Becken erweitert, wo wir SUP-Yoga vorstellen.
In unserer Klassiker-Halle, die dieses Jahr zehn Jahre alt wird, haben wir eine Hafenbar eingerichtet. Die Hausboote, die wir letztes Jahr neu aufgenommen haben, füllen dieses Jahr schon eine ganze Halle. Ganz neu ist unsere Virtual-Reality-Area, in der man Wassersport-Hotspots in der Region virtuell erleben kann.
Wie wichtig ist der Best of Boats Award für die Boot & Fun Berlin?
Der Best of Boats Award ist nach drei Jahren die größte internationale Motorboot-Auszeichnung, was die Zahl der Länder und Juroren aus ganz Europa betrifft. Wir sind stolz darauf, dass wir den Award als Gastgeber von Beginn an unterstützen und so die Region auch international promoten.
Unsere Aussteller merken, dass Werften und Medien beim Thema Motorboot inzwischen auf die Boot & Fun schauen. Umgekehrt hat das Händlerbündnis „Werder maritim“ diesen Sommer zum ersten Mal ein internationales Bootstest-Event mit 67 Tests in unserer Region zu Gast gehabt. Kurzum: Der Best of Boats Award macht die Berliner Bootsmesse in Europa erkennbar. Das ist wichtig für uns.

Wie wichtig sind für euch Besucherzahlen?
Für die meisten Aussteller sind die Besucherzahlen wenig ausschlaggebend. Es geht nicht so sehr darum, dass viele Besucher kommen, sondern dass die richtigen Besucher kommen. Mein Ziel ist es, demnächst 50.000 Gäste auf der Boot & Fun in Berlin zu begrüßen.
Liegt die Zukunft in den Inwater-Boatshows?
Nein, das glaube ich nicht. Die Besucher kommen dorthin, wo sie Boote sehen können. Wenn man inhaltlich gute Arbeit leistet, ist es egal, ob man eine Inwater-Messe veranstaltet oder eine Hallenmesse. Cannes hat ein ganz besonderes Flair, aber Hallen-Shows müssen sich deshalb keineswegs verstecken. Wenn man seine Veranstaltung so aufbaut, dass sie Innovationskraft hat, kommen auch die Besucher, und das Konzept funktioniert. Wir sehen das auch daran, dass unsere Aussteller ihre Stände vergrößern.
Berlin ist nicht nur als Boatshow für die Besucher interessant, sondern auch als Standort. Der Berlin-Besuch lässt sich mit der Bootsmesse verbinden.
Berlin hat eine enorme nationale und internationale Anziehungskraft, die wir uns als Bootsmesse zunutze machen. Außerdem kommt man ja auch gut nach Berlin und hat eine große Auswahl an guten und bezahlbaren Hotels. Berlin ist einfach ein toller Standort!
Wie verbessert ihr die Qualität der Messe?
Daran arbeiten wir seit Jahren kontinuierlich. Wenn ich die Boot & Fun Berlin in den letzten fünf Jahren vergleiche, ist aus ihr mittlerweile eine ernstzunehmende und optisch richtig attraktive Messe geworden. Auch unsere Aussteller geben sich jedes Jahr sehr viel Mühe. Die Stände sind repräsentativer. Die Zahl der ausgestellten Boote ist gestiegen, und die Auswahl ist vielfältiger. Das Ambiente ist insgesamt sehr viel schöner geworden.
Wie verändert das digitale Zeitalter den analogen Messebesuch?
Die Digitalisierung ist für die analoge Messe von Vorteil. Wir können jetzt andere Zielgruppen erreichen und neue Werbeformate fahren, um die Menschen zu einem Messebesuch zu bewegen. Heute können wir eine Wassersportregion beispielsweise auch über VR-Brillen erlebbar machen. Aber Wassersport ist und bleibt emotional, man kann ihn nur live richtig erleben. Die Boote und das Flair einer Erlebnismesse kann man im Web 2.0 nicht abdecken.


Hier auf der Boot & Fun Berlin geht es ja um Produkte. Die will man anfassen, fühlen, sich reinsetzen. Und du hast einen Händler, mit dem du sprechen und danach einschätzen kannst, ob du bei ihm ein Boot kaufen willst. Der persönliche Kontakt ist für den Kauf extrem wichtig.
Sind Hausmessen eine Konkurrenz für euch?
Nein, im Gegenteil! Wir unterstützen unsere Aussteller bei den Hausmessen. Deshalb veranstalten wir zusammen einen Hausmessetag. Der Erstkontakt mit den Kunden findet auf der Boot & Fun statt, und anschließend vertiefen sich die Gespräche beim Händler vor Ort.
Wo siehst du die Boot & Fun Berlin in fünf Jahren?
Wir wollen weiter wachsen, und wir wollen, dass unsere Aussteller und Besucher zufrieden sind. Wir wollen weiterhin die Trends aufstöbern und die Messe so weiterentwickeln, dass sie sich den Bedürfnissen der Branche anpasst und sich am Ende weiter auf Wachstumskurs befindet.
Eurer Slogan heißt „Ziemlich beste Zeit“, was beinhaltet der Satz für dich?
Wir möchten, dass die Besucher auf der Messe das finden, was sie suchen und dabei etwas erleben. Sie sollen mit einem guten Gefühl nach Hause gehen. So wie sie später, wenn sie als Wassersportler unterwegs sind, eine Superzeit haben – mit der Familie oder mit den Freunden: in der Natur auf dem Wasser.
Herzlichen Dank für das Gespräch!