Mit sechs Kindern sicher auf der Ostsee zu segeln ist ganz einfach. Man nimmt ein großes Schiff, wirft viele Rettungs- und Schwimmwesten hinein, fügt einige eiserne Grundregeln hinzu und mischt das Ganze jeden Tag aufs Neue zusammen. Heraus kommt eine Familiencrew, die ruhig und (un-)bewusst mit dem Thema Sicherheit an Bord umgeht – ohne dass die Angst ein ständiger Begleiter ist. Schließlich soll das Segeln ein Hobby sein, dass uns allen Freude bereitet.

Direkt nach der Frage, ob wir keinen Fernseher haben, folgt die häufigste Frage, die uns als Seglerfamilie mit sechs Kindern gestellt wird: Habt ihr keine Angst, dass etwas passiert? Antwort: Natürlich! Aber in gesundem Maße. Unser ältestes Kind Justus ist zehn, der Nesthaken Julius gerade mal zwei Jahre alt. Ihre vier Geschwister liegen in regelmäßigem Abstand dazwischen. Spielsituationen eskalieren leicht, aus Knuffen wird Hauen, aus Lachen schnell Weinen. Um diese Fülle an kindlichen Emotionen und Spontanaktionen unter Kontrolle zu halten, lautet das oberste Sicherheitsgebot:
Es wird gemacht, was Papa sagt
Mein Ehemann Jan (45) ist Schiffsführer und somit verantwortlich für das Wohl seiner Crew. Unsere Kinder können Gefahrensituationen nicht korrekt einschätzen – ich als niedersächsische Landratte auch nicht. Ein Beispiel: Wir segelten im Juni vom Wochenend-Törn zurück von Burgstaaken nach Neustadt. Die Sonne schien, charmante 4-5 Windstärken ließen unser Schiff mit knapp zehn Knoten dem Ziel entgegenfliegen. Gerade wollte ich alle Kinder mit Schwimmwesten versehen und an Deck scheuchen, als mein Mann das Kommando „alle schnell unter Deck“ gab.

Ich schwöre, es war auf keinem Wetterradar zu sehen, was auf uns zukam. Eine schwarze Wetterwand hatte sich gebildet, innerhalb von nur zehn Minuten kam ein Sturm auf. Die See war schwarz, der Wind tobte mit knapp 50 Knoten um uns herum, ich hatte Todesängste. Während ich oben das gefühlte siebte Kind bekam in meinen Angstwehen, saßen die Kinder unten in der Luvkoje und – spielten ein Spiel auf dem Notebook.
Fazit: Mein Mann kann potentielle Gefahrenmomente auf See erkennen, wir nicht. Daraus folgt die eiserne Regel: Es wird gemacht, was Papa sagt. Natürlich verfügen wir über eine große Rettungsinsel, Berge- und Notsysteme, AIS und Funk sind an Bord. Aber letztlich reduziert es sich im Alltag immer wieder auf den Satz: Es wird gemacht, was Papa sagt.
