Endeavours Rückkehr ins alte Leben
Der kurze Moment des Weltruhms endete für die Endeavour nach der glücklichen Heimkehr sehr abrupt. Sie wurde wieder zu dem, als was man sie einst gebaut hatte: ein Transporter. Verschiedene unbedeutende Missionen erfüllte das Schiff zuverlässig, bis die Royal Navy es charterte im Kampf gegen die Kolonisten in Amerika.
Erst lange nach der Versenkung begann man sich für den weiteren Kurs des ersten Cook-Flaggschiffs zu interessieren. 1991 startete die schrittweise Entdeckung der Wracks in der Bucht – und parallel die historische Spurensuche nach dem Schicksal der Endeavour. Es gilt inzwischen als sicher, dass eines der hölzernen Skelette vor Newport das ihrige ist. Doch mehrere Schiffe dort, so wenden die Amerikaner ein, haben eine ähnliche Größe wie der ehemalige Kohlenfrachter und könnten es ebenso sein. Seit fünf Jahren wird nun fieberhaft nach einem Beweis gesucht. Das Vorpreschen vom australischen Partner empört die Amerikaner.
Kathy Abbass, die Leiterin des US-Projekts, reagierte nur eine Stunde nach der Siegesmeldung vom Südkontinent beleidigt: „Das ist Vertragsbruch.“ Bisher seien zwar Ähnlichkeiten und Koinzidenzen dokumentiert, aber es fehle der endgültige Fakt, dass es sich wirklich um das berühmte Schiff handelt. Es gebe noch zu viele offene Fragen – und überhaupt sei das Projekt längst nicht beendet.
Der morsche Holzrest muss die Endeavour sein
Ihr Gegenüber Kevin Sumption zählt in seiner Pressemitteilung diverse Gründe auf, warum der morsche Holzrest da unten, nurmehr 15 Prozent des ursprünglichen Schiffs, eben doch die Endeavour sein muss: Das Ex-Expeditionsschiff ist das größte der fünf versenkten Frachter vor Newport – so sei die Zuordnung klar, denn alle anderen Wracks seien bedeutend kleiner. Auch sagten die Chroniken zweifelsfrei aus, dass eines der fünf dort die einstige Endeavour (sie hieß zum Zeitpunkt der Versenkung „Lord Sandwich“) ist.
Zudem sei die Länge des Rumpfs nahezu identisch mit demjenigen der Endeavour, ebenso die Struktur und Rumpfform. Auch die Position vom Fock- und Hauptmast seien dieselben. Überdies konnte nachgewiesen werden, dass das Holz mit hoher Wahrscheinlichkeit aus Europa stammte. Kurzum: „Ich bin überzeugt, dass es sich um die Endeavour handelt!“
Einfach nur sehnlichst gewünscht
Genügt das als Beweis? Wenn man es sich einfach nur sehnlichst wünscht, sollte es doch wohl reichen. Zumal keine Folgen daraus entstehen: Die Holzreste bleiben am Meeresgrund, sie zu heben lohnt den Aufwand nicht. Die Untersuchungen sind überdies abgeschlossen, so dass kaum Neues mehr zutage gefördert werden kann.
Auch einen Schatz an Bord hat es nicht gegeben. Und da die US-Behörden den Schiffsfriedhof vorsorglich zum Sperrbezirk erklärt haben, ist die Chance gering, dass ein Hobbytaucher demnächst Cooks Nachttopf dort unten findet.
💙 Wenn Dir der Beitrag gefallen hat: Spendier’ uns einen Kaffee.