Den September über lässt Leo es ruhig angehen. Er besucht das Holzboot-Festival in Port Townsend, verbringt ein paar Tage in den Bergen, um wieder runterzukommen nach den anstrengenden letzten Wochen. Und er macht sich Gedanken über das Holz für Decksbalken und -planken und das Kielschwein („Carlin“).
Er könnte die heimische Oregon-Eiche (die „Garry Oak“) verwenden, die es abgelagert nicht zu kaufen gibt. Frisch verbaut würde sich das Holz verwinden. Also entscheidet er sich für einen Mix: Western Red Cedar, ein sehr dauerhaftes und verwindungsarmes Nadelholz aus den nordamerikanischen Wäldern, nimmt er für die meisten Decksbalken und -schlingen. Purple Heart kommt, um die Festigkeit zu gewährleisten, für die strukturell tragenden Balken um den Mast zum Einsatz.
Neue Decksbalken
Die alten Decksbalken hat der Rost der Eisennägel so sehr zerfressen, dass sie unmöglich zu retten waren. Sie müssen also neu gebaut werden. Leo verbringt Tage am Computer. Er recherchiert, kalkuliert und holt Angebote ein. Zurück in der Werkstatt nimmt er die Maße für die Sponung vom Schnürboden ab. Das ist die dreieckige Nut, in der die Planken in Vor- und Achtersteven und den Kiel einlaufen.
Dann baut er eine Arbeitsplattform für den Gabelstapler, verspannt die beiden Steven-Enden mit einem Drahtseil und arbeitet den Top des Vorstevens mit Kreissäge, Oberfräser und Stecheisen schmaler.
Der oben eckige Vorsteven läuft weiter unten spitz zu, um die Wellen zu durchschneiden. Bei Yachten liegt der Übergang hoch, bei Arbeitsschiffen weiter unten. Bei der Tally Ho liegt er irgendwo dazwischen. Die Sponungsnut – sie verläuft parallel zur Außenkante von Kiel und Steven – wird mit dem Akkufräser eingeschnitten. Mit seinem Lieblings-Tools, der großen Stihl-Kettensäge, geht es weiter.
Der Kettensägenkünstler
Mutig setzt er die Kettensäge in der luftigen Höhe der Plattform im Winkel des Wellenteilers an. Hier sägt er freihändig den geschwungenen Steven herunter – ein wahrer Kettensägenkünstler! Sicherheitshalber zieht er für diesen Job die Schnittschutzhose an, manchmal trägt er sogar einen Helm. Unglaublich, welche Energie der Junge hat. Die Kameras sind alle fest installiert, und auch „Poncho the Parrot“ hat wieder ihren Auftritt.
Was so mühelos aussieht ist, in Wirklichkeit die Arbeit vieler Stunden. Am Ende steht ein erschöpfter, aber glücklicher Leo Sampson vor der Kamera. Er hat zwar nicht viel geschafft, aber sein Bedürfnis nach körperlicher Arbeit ist befriedigt. Und er weiß wieder, warum er das alles auf sich nimmt.
💙 Wenn Dir der Beitrag gefallen hat: Spendier’ uns einen Kaffee.