An diesen Aussparungen wird die Schablone entsprechend verstärkt. Jede einzelne Form muss so gebaut sein, dass sie sich aus der Gussform lösen lässt, ohne diese zu beschädigen. Und so wird geschliffen, gespachtelt und lackiert, bis 19 perfekte Schablonen dastehen, bereit für die Gießerei.
Wo aus Abfall Kunstwerke entstehen
Und auf geht’s zur Gießerei, der Port Townsend Foundry. Hier stehen Pete Langley und sein Team bereit, um mit Leo die Wrangen zu gießen. Pete hat den seit 1883 bestehenden Traditionsbetrieb hundert Jahre später übernommen. Er ist für seine edlen Bronze- und Alu-Gussarbeiten über die Grenzen des US-Staats Washington hinaus bekannt. Er gießt, was man ihm aufträgt: von kleinen Beschlägen bis zu großen Schiffsglocken. Und er verfügt über einen großen Erfahrungsschatz in diesem Kunsthandwerk.
Pete erklärt im Video den gesamten Gießprozess. Er weiß alles und erzählt manches über Materialien, Gussformen, die Lastaufnahme der Gussbronze, Metallschrumpf beim Abkühlen und vieles mehr. Erstaunlich ist, wie umweltbewusst sein Betrieb dabei arbeitet. Das beginnt beim Gussmaterial aus Altmetall, geht über wiederverwendbare Formen-Sände und Trennmehl aus Nussschalen bis zum gasbetriebenen Ofen. Nicht zuletzt aus diesem Grund hat Leo sich entschlossen, die Wrangen hier gießen zu lassen. Und weil in diesem Traditionshandwerk wieder junge Frauen und Männer arbeiten; das unterstützt er gern.
Von der Stirne heiß, rinnen muss der Schweiß…
Beim Füllen der Sandkästen (den flasks) legt Leo Sampson selbst mit Hand an. Er hilft, den Sand in der oberen und unteren Form zu verdichten und Angusskegel (den sprue), Aufstiegsrohre (die risers) und Belüftungslöcher (die vents) zu setzen. Beim Guss gibt er sogar den Assistenten in der silberfarbenen Hitzeschutzjacke. Die hat Pete aus seiner Zeit als Waldbrandbekämpfer auf dem Löschflugzeug aufbewahrt hat. Den Guss indes macht der Meister selbst. Nur er kennt die richtige Gießgeschwindigkeit. Jede Form erfordert viel Vorarbeit, und nicht jeder Guss gelingt.
Am Ende des Tages stehen die ersten beiden Wrangen für die „Tally Ho“ in der Werkshalle der Foundry. Pete macht die Klangprobe, und er ist zufrieden. Sein Job für das Refit-Projekt macht ihm sichtlich Spaß. Er liebt es, aus unförmigen Altmetallbarren schöne Stücke zu schaffen. Im Anschluss wird geflext, geschliffen und poliert, was das Zeug hält. Das ist der perfekte Job für Clark in Sequim.
Zum Schluss sitzt das hochglänzende Meisterstück im Bauch der alten „Tally Ho“. Es ist sogar poliert – nur zum Spaß, um dem Inneren des Schiffs ein bisschen Glanz zu verleihen, wie Leo sagt. So etwas Hochwertiges hat die „Tally Ho“ in 110 Jahren nicht an Bord gehabt. Möge es ihr ein langes zweites Leben bescheren.
Zwei Wochen sind schnell vorbei, und wieder ist ein gutes Stück Arbeit geleistet worden. Holzschiffbau ist ein mühsames Geschäft. Dennoch, doch Leo Sampson ist wie immer glücklich. Denn wieder ist er einen Schritt weiter.
Zum besseren Verständnis dieser interessanten Episode stellt einfach die Untertitel auf Deutsch ein. Wer das Refit-Projekt „Tally Ho“ unterstützen möchte, findet hier die Support-Seite.
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