Vendée-Globe-Segler Fabrice Amedeo wird beim Budget konkreter: „Die Neuerungen beim Ocean Race gehen in die richtige Richtung. Aber es wäre immer noch ein Budget von circa drei Millionen Euro fällig. Das werden meine Partner nicht tragen wollen.“

Auch Johan Salén sieht die Notwendigkeit, die Kosten zu reduzieren. Die verkürzte Strecke ohne China und Neuseeland trägt dazu bei: „So fallen zwangsläufig weniger Kosten an. Und auch die Logistik wird einfacher, da keine Stopps im Pazifik angelaufen werden.“ Antoine Mermod ergänzt: „Die drei Millionen halte ich für zu hoch gegriffen. Aber in jedem Fall werden wir versuchen, die Teams so weit wie möglich bei der Organisation zu unterstützen. Wir werden ein Universal-Paket zur Verfügung stellen.“
Bedenken über Bedenken
Das Budget ist der größte Hemmschuh, aber Gefahrenlage und Zeitplan drücken auch. Alain Gautier vom Team MACSF verweist auf zwei Probleme: „Es ist schwierig, das Ocean Race in einen Kalender zu integrieren, der von der Vendée Globe bestimmt wird. Und die Risiken sind auf dem Süd-Törn unvergleichlich hoch. Natürlich bietet der Pazifik ein unglaubliches Erlebnis.
Aber mit einer fünfköpfigen Crew geht man härter ran als als Einhandsegler. Das Schiff könnte Schaden nehmen, der die Teilnahme an der Vendée Globe gefährden würde.“

Auch der Schweizer IMOCA-Segler Alan Roura und Servane Escoffier, Teammanager von Bureau Vallée, geben der Vendée Globe den Vorrang. Sie sehen den Reiz des Ocean Race, verschieben eine Teilnahme aber in mittlere Ferne. Servane Escoffier wägt ab: „Wir würden liebend gerne beim Ocean Race einsteigen. Aber so kurzfristig können wir nicht planen. Die übernächste Austragung haben wir aber im Blick!“

David Sineau vom Team Initiatives Coeur teilt die Bedenken: „Der neue Zeitplan passt besser in den Regatta-Kalender. Für Teams mit einem neuen, startklaren Boot wird das Ocean Race dadurch viel interessanter. Aber für uns kommen die Änderungen ein bisschen zu spät.“
Greg Evrard vom Team Corum L’Épargne bestätigt: „Mit dem alten Termin war das Ocean Race nie eine Option für uns. Jetzt, da es mit der Route du Rhum kompatibel ist, ändert sich das. Allerdings bleibt es eine sportliche Herausforderung, nach einer Route du Rhum gleich wieder auf eine Weltumseglung gehen zu sollen.“
Viel Wirbel um wenige Boote
Vielen Teams ist der Zeitplan noch zu vage. Sie warten auf die genauen Terminangaben, die Johan Salén für die Zeit kurz vor Weihnachten verspricht. Genauso dringend blickt man der Studie zu den voraussichtlichen Kosten entgegen.
Mit wie vielen Teilnehmern wird man also zum Startschuss in einem Jahr rechnen können? Johan Salén geht von zwei bis drei weiteren internationalen Teams und zwei bis drei französischen aus. Etwas optimistischer fällt die Prognose von Antoine Mermod aus: „Sechs bis zehn IMOCA- und vier bis sechs VO65-Teams würden einen Erfolg bedeuten.“ Denn auch beim Ocean Race schlägt die weltweite Geißel zu: „Covid hat das Ocean Race genau getroffen, als es sich neu aufgestellt hat. Das war nicht hilfreich.“

Zur Hochphase der Regatta Anfang der 1980er starteten 29 Boote. Seit den 2000ern ist das Feld auf unter zehn Boote pro Austragung zusammengeschrumpft. Bei der Vendée Globe pendelt die Teilnehmerzahl zwischen 20 und 30, beim letzten Mal 2021 waren sogar 33 Schiffe dabei. Eine Fünfer-Crew pro Schiff scheint das Publikum weitaus weniger zu packen als ein Einhand-Segler pro Schiff. Der einsame Mensch und das Meer bleibt als romantisches Ideal ungeschlagen.
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