Seenot kann jeden erwischen: Egal, ob es nun heißt „Mann“, „Frau“, „Kind“ oder „Hund“ über Bord, es ist unbedingt zu vermeiden. Aber was, wenn doch? „Das passiert mir doch nicht!“, mögen viele denken. Doch allein 2019 haben die deutschen Seenotretter (DGzRS) 35 Seefahrer aus dem Wasser gerettet, davon zehn über Bord Gefallene. Insgesamt sind das fast die Hälfte aller Geretteten des Jahres. Damit sollte klar sein: Es passiert. Hier kommt 1st Mate von Mercury Marine ins Spiel.
Lebenswichtige Minuten verstreichen
Seit Jahrzehnten kennen (und verfluchen) Motorbootfahrer den Kill-Switch, den Notausschalter für den Außenborder, den sie wie der All-Inclusive-Tourist das Plastikbändchen brav bei jedem Törn ums Handgelenk schlingen müssen.
Wobei dieses Verfahren noch nicht einmal narrensicher ist: Plumpst ein Passagier – ob mit zwei oder mit vier Beinen – in den Bach, nützt der Kill-Switch herzlich wenig, wenn der Mensch am Steuer den Seenotfall – MOB genannt, also Mensch über Bord – nicht bemerkt.
Und auch wenn der Bootsführer selbst in die Fluten fliegt, ist der Notaus am Motor nicht die perfekte Lösung: Bei schlechtem Wetter können lebenswichtige Sekunden oder sogar Minuten verstreichen, bis die paralysierte Besatzung die Maschine wieder gestartet und Kurs auf den Verunfallten genommen hat – dann kann es bereits zu spät sein.
Erster Offizier und zugleich Gefährte
Mercury Marine hat etwas dagegen. Das US-Unternehmen hat sich vom reinen Motorenbauer, zuletzt in den News mit seinen leisen V-8-Motoren – mit Kennzeichen V – und einer ungewöhnlich laufruhigen Maximal-Maschine weiter entwickelt und bietet inzwischen auch nützliche Peripherie an – vom extrem leisen Motor Guide, einem Zusatzantrieb für Angler, bis zum 1st Mate, einem System, das im Falle des Falles das Risiko von Todesfällen an Bord möglichst gering halten soll.
„First Mate“ heißt auf Englisch Erster Maat oder Offizier. zugleich bedeutet „Mate“ aber auch Gefährte – das Wortspiel, das die Bedeutung der Technik an Bord unterstreichen soll. Die Grundversion für den Schiffsführer kostet 599 Euro und beinhaltet auch Software-Updates. Es soll im März auf den Markt kommen und ist abwärtskompatibel mit allen SmartCraft-Maschinen von Mercury seit 2005.
Schlüsselanhänger zum Anklipsen
Kern des Systems ist ein tragbares Gerät, nicht größer als ein Schlüsselanhänger. Es kann am Gürtel oder Handgelenk angeklippst werden. Das „Wearable“ verfügt über einen Sensor und Blue-Tooth-Funkverbindung. Fällt der Skipper damit über Bord, registriert das der Sensor und löst Alarm aus.
In weniger als einer Sekunde schaltet die Technik den angeschlossenen Motor auf Leerlauf. An Bord ertönt ein Alarm. Zugleich wird eine Notmeldung abgesetzt. Sie beinhaltet auch die genauen GPS-Koordinaten zum Zeitpunkt der Auslösung sowie das Datum und die Uhrzeit.
1st Mate erspart den Kill-Switch
Die Vorteile dieser Technik: Gerade in Notsituationen geraten viele Menschen in Panik und vergessen dann mitunter die korrekte Vorgehensweise, etwa bei der korrekten Nachricht an Rettungsorganisationen wie Feuerwehr und die Seenotretter. Der erste Maat an Bord unterstützt hier wirkungsvoll.
Überdies erspart die Mercury-Entwicklung dem Skipper zukünftig, den lästigen Kill Switch anzulegen, der zudem die eigene Bewegungsfreiheit an Bord behindert. Nebenbei erleichtert das auch die Rettungsmaßnahmen: Der konventionelle Notausschalter deaktiviert den Motor komplett, macht das Boot also temporär manövrierunfähig.
Erweiterung auf die gesamte Crew
Mit First Mate geht die Maschine lediglich in den Leerlauf, so dass die Rettungsaktion unmittelbar nach dem Alarm starten kann. In einem weiteren Schritt kann das System dann auf die gesamte Crew erweitert werden.
Begeisterten Club-Urlauber wird die Methodik bekannt vorkommen: Trag’ das Bändchen am Handgelenk, und Du kriegst „all inclusive“, auch die Sicherheit. Bei First Mate ist es rot und ähnelt ein bisschen einer bekannten Schweizer Plastik-Armbanduhr. Für je 79,85 Euro lassen sich Crew, Kinder und Haustiere mit der Swatch für die Seenotrettung ausstatten.